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Ein seltsames Trio |
Wildgänse sind in der Wetterau nichts ungewöhnliches. So leben im Gebiet zwischen dem Bingenheimer Ried nahe Reichelsheim und der Kuhweide bei Hungen ca. 700 Graugänse, die sich das ganze Jahr über dort aufhalten. Rund um den Unteren Knappensee sind im übrigen die Brutplätze dieser Vögel angesiedelt. Unter den Grauen - einst das ethologische Ein und Alles des Konrad Lorenz - befinden sich in aller Regel auch eine Handvoll "Exoten" wie Saatgänse, Streifengänse oder Hybriden, zusammen aber kaum mehr als 10 bis 12 Tiere. Ein "Pärchen" - ob es dies wirklich ist, konnte noch nicht überprüft werden und die Fertilität des Hybriden ist auch unsicher -, bestehend aus einer Graugans und einem auffallend kräftigen, gut genährten Graugans-/Kanadaganshybriden wurde von mir schon im letzten Sommer an der Kuhweide, stets abseits der großen Gänsescharen, beobachtet. Ein echtes Individualistenduo also, das wie Pech und Schwefel zusammenzuhalten schien und sich mit der breiten, grauen Masse augenscheinlich nicht gemein machen wollte. Nun hat dieser exklusive Außenseiterklub Verstärkung erhalten: eine lupenreine Streifengans hat Anschluß an die beiden Nonkonformisten gefunden und watschelt mit diesen nunmehr tagein tagaus über die Felder und Wiesen der Mittleren Horloffaue, immer auf der Suche nach wohlschmeckendem Grün. Diese drei Gänse scheinen wirklich ein Herz und eine Seele zu sein, immer unter sich und augenscheinlich sehr glücklich und zufrieden in ihrem selbstgewählten Exil. Jedenfalls werde ich die Wetterauer Individualisten-Gesellschaft - wer weiß, welche harten Aufnahmebedingungen die Streifengans zu erfüllen hatte, um in den erlauchten Zirkel aufgenommen zu werden - aufmerksam weiter beobachten. Allerdings sind die drei, wie es sich für waschechte Wildgänse gehört, noch etwas scheu und reserviert, obwohl sie mich bereits näher heranlassen als ihre stets im riesigen Rudel auftretenden Grauganskumpane es gestatten. Ornithologisch betrachtet ist es sicher nichts besonderes, was ich hier berichtet habe. Dennoch empfinde ich es als eine der netten kleinen Geschichten am Rande, wie sie sich bei Vogelbeobachtungen im Biotop mitunter ergeben, für mich eine gan(s)z niedliche Story mit Herz. |
Die Dokufotos wurden am 21., 24. und 28. Februar 2003 an der Kuhweide aufgenommen |
Hier noch einige Fotos vom April 2002, die das damalige Duo ohne die Streifengans, zu jener Zeit noch nicht mit von der Partie, zeigen: |